Akiya – billige Schrotthäuser in Japan
田村淳, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Akiya-Häuser (Akiya,空き家, leerstehendes Haus) sind verlassene Häuser in Japan. Meist in ländlichen Gebieten, die vor sich hin verfallen und anscheinend ein wahres Schnäppchen sind.
Erdbebenfest, aber ohne Zentralheizung, dünne Wände und nach 25 Jahren erfolgt der Abriss, dass waren generelle Informationen, die mir über das Wohnen in Japan bekannt waren. Aber anscheinend treffen diese Verallgemeinerungen nicht überall zu.
Durch Bevölkerungsmangel und Landflucht stehen teilweise komplette Dörfer leer. Eine schlechte Anbindung ans Transportnetz und fehlende kulturelle und soziale Einrichtungen in den noch bewohnten Dörfern, sorgt für das Henne und Ei Problem. Warum sollte ein Dorf eine Schule haben, wenn es keine Kinder gibt und warum sollte eine Familie mit Kindern aufs Land ziehen, ohne Dorfschule. Bei den Jobmöglichkeiten sieht es nicht besser aus, wer nicht gerade Bauer werden will oder die Möglichkeit zum Homeoffice hat, wird wohl lange Pendelfahrten in Kauf nehmen müssen. Keine Supermärkte vor Ort, Ärzte oder Behörden nur in der nächsten größeren Stadt, runden das Bild ab.
So, was passiert jetzt mit Häusern, wenn die aktuellen Bewohner gehen und die Erben nicht dort wohnen möchten? Erstmal nicht viel, Bebauungsgesetze und lokale Verordnungen machen einen Verkauf oder Umnutzung sehr schwierig. Einige Kommunen setzen voraus, dass der Käufer des Hauses in dem Haus lebt oder wenigstens dort gemeldet ist, andere verlangen gleich die Arbeit als Bauer oder ähnliches bevor das Wohnrecht erteilt wird. Es sollte immer dran gedacht werden, das Japan eine Gemeinschaft im Dorf erzeugen möchte. Kein aneinander vorbeileben. Eine Neuausrichtung des Hauses als AirBnB oder Künstlerbegegnungsstätte scheint da eher die Ausnahme als die Regel zu sein.
田村淳, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Und selbst wenn die Traumnutzung geklärt ist, sind die Renovierungsarbeiten, wie überall, voller Überraschungen. Traditionelle Häuser müssen meist auch traditionell renoviert werden, d.h. oft in Holzbauweise oder auch Strohbedachung. Natürlich greifen jetzt auch alle modernen Auflagen wie z.B. die Gewährleistung der Erdbebenfestigkeit. Aber auch scheinbar einfache Aufgaben, wie das Abtransportieren von Abfall scheint in einigen Gegenden nicht ohne Probleme zu funktionieren.
Japan versucht, wie viele Länder, die Landflucht zu verhindern bzw. umzukehren. Es gibt zum Teil auch finanzielle Unterstützung wenn Japaner aus der Stadt wieder aufs Land ziehen. Die Betonung liegt dabei auf Japaner, als Ausländer scheint es meist etwas schwieriger zu sein, diese Hilfen in Anspruch nehmen zu können.
Und doch ist der Akiya-Boom im vollem Gange. Für viele ist es nicht nur eine Möglichkeit ein Eigenheim zu besitzen, was in vielen Ländern jetzt schon für Normalbürger schwierig ist, sondern auch ein Stück Japan zu bewahren. Und mit der richtigen Vorbereitung ist es sicher möglich der einen oder anderen Akiya wieder Leben ein zu hauchen.
https://blog.uni-koeln.de/japanologie/2025/02/06/der-akiya-renovierungsboom-chance-fuer-japans-laendliche-regionen/
https://www.focus.de/panorama/aus-aller-welt/schnaeppchenhaeuser-in-japan-locken-mit-spottpreisen-doch-experten-warnen_3679dddf-e9aa-477c-aa19-e71b91b822ca.html
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/international-business/akiya-zwei-tipps-fuer-kauf-verlassener-immobilien-in-japan/
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